1. EC Frankfurt

In der schnelllebigen und noch jungen Welt des eSport ist es besonders wichtig einen Fixpunkt zu schaffen. Etwas, das in Ruhe wachsen kann und über viele Jahre Bestand hat. Es geht außerdem darum Spieler zusammen zu bringen. Das sehen auch Jan Köhler und Adham Husseini aus Frankfurt so. Sie haben deswegen den ersten Frankfurter eSport Verein gegründet und möchten nun ein Vereinsheim einrichten, um leidenschaftlichen Gamern ein Zuhause zu geben.

Wie alles begann

Jan zog 2016 nach Frankfurt und obwohl er sich dort sehr wohl fühlte, fehlte ihm etwas: Das gemeinsame Zocken und Events schauen. Einfach mit ein paar Leuten ein Spiel zusammen sehen, darüber reden und dabei ein Kaltgetränk genießen. Im Zeit Online Magazin stieß er durch Zufall auf die Uniliga. Da es zu diesem Zeitpunkt noch keine Organisation in Frankfurt gab, gründete er selbst die Organisation. Dabei wurde er tatkräftig von Fabian “Pwnyy” Fromm und einigen anderen unterstützt.

Im März 2017 hatte er schließlich mit sechs Mitstreitern die Frankfurter Hochschulgruppe gegründet. Seit dem 08.12.2018 sind sie sogar ein eingetragener Verein.

Der Verein

Der 1. eSports Club Frankfurt e.V. ist kein Sportverein. Das bedeutet, dass er laut Satzung keine gemeinnützigen Ziele verfolgen muss. Das war eine bewusste Entscheidung, weil man den Fokus nicht auf Jugendarbeit legen will, sondern auf die Professionalisierung. Mit der Gründung des Vereins erhoffen sich Jan und Adham auch Wachstum, weil sie nun auch nicht-Studenten aufnehmen können. Mit der Bekanntgabe der Vereinsgründung kamen bereits viele freiwillige Helfer dazu, was die beiden sehr gefreut hat.

Neue Mitglieder

Als Hochschulgruppe an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main werden neue Mitglieder hauptsächlich über den offiziellen Hochschulsport gewonnen. Vertreter der Gruppe sind außerdem auf Erstievents unterwegs oder halten eigene Vorträge. Zudem sind sie auf Flyern zu finden, die über die beliebten Erstibags verteilt werden.
“Wir sind sind auch der einzige Sport, der unter „E“ gelistet ist, das heißt es fällt sofort auf.“ sagt Jan mit einem Augenzwinkern.

Das Vereinsheim

Mit der Crowdfunding Kampagne “Gib dem eSport am Main ein Heim” versuchen die Jungs des 1. EC Frankfurt aktuell sich ein Vereinsheim zu finanzieren. Ziel sind mindestens 20.000€, damit ein eine einjährige Finanzierung gewährleistet werden kann.
Es soll als sozialer Knotenpunkt dienen, an dem sich Spieler kennenlernen und treffen können. Ob zum gemeinsamen zocken, Events schauen oder einfach nur zum quatschen. Im Vereinsheim soll außerdem die Möglichkeit geboten werden, Bootcamps und Scrims zu veranstalten. Auf diese Weise soll ein Schritt in Richtung Professionalisierung getan werden.

Die Probleme

Aktuell ist das Finanzierungsziel zu etwa 2% erreicht und endet in ca 20 Tagen. Nach Aussage der beiden war es von Anfang an abzusehen, dass das Projekt Schwierigkeiten mit sich bringen würde. Sie begründen das damit, dass der eSport an sich noch sehr jung sei. Vor allem in Deutschland sei er erst in den letzten fünf Jahren wirklich vorhanden. Da sei es klar, dass es kein breites Zugehörigkeitsgefühl gibt. Sie wollten es dennoch versuchen, weil sie so trotzdem Aufmerksamkeit generieren. Ziel sei es, den eSport weiter in die Öffentlichkeit zu rücken, bis er seinen Platz in der Gesellschaft gefunden hat.

Was wenn das Ziel nicht erreicht wird?

Sollte das Ziel von mindestens 20.000€ nicht erreicht werden, haben sie schon alternative Pläne parat. Sie müssten vermutlich die Größe des geplanten Vereinsheims reduzieren und mehr Sponsoren akquirieren. Außerdem müssten sie besser mit der Stadt Frankfurt verhandeln, um günstigere Preise für mögliche Räume zu bekommen. Dennoch wäre es natürlich ihr Wunsch das Geld zusammen sammeln zu können.

Zusammenarbeit mit Partnern

Der 1.ECF steht in engem Kontakt mit der Stadt Frankfurt. Es gäbe dort viele Interessierte, die dem Thema eSport gegenüber offen sind. Dennoch ist der Prozess sehr langsam. Niemand möchte etwas allein entscheiden und so verzögern lange Wege in der Bürokratie das Vorankommen. Die Frankfurter leisten daher viel Überzeugungs- und Aufklärungsarbeit. Nicht zuletzt, weil das Bild des eSport nach wie vor mit vielen Vorurteilen behaftet ist.

Neben der Stadt stehen sie auch in Kontakt mit den Betreibern des Projekts “1337 Frankfurt”. Dabei handelt es sich um die Gründung eines eSports Lokals in Frankfurt. Und auch mit der Hochschulgruppe in Karlsruhe stehen sie in regem Austausch. Diese Zusammenarbeiten haben ihnen sehr geholfen.
Eine Eingliederung in einen bereits bestehenden Verein, wie es in Karlsruhe mit dem KIT SC geschehen ist, kam jedoch nicht in Frage. Zwar gab es dazu die Möglichkeit, für Jan und seine Mitstreiter war jedoch sehr schnell klar, dass sie einen reinen eSport Verein gründen möchten.

Die Konkurrenz mit Karlsruhe

Trotz partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit dem KIT SC herrscht zwischen Frankfurt und Karlsruhe eine gewisse “freundliche Rivalität”. Vor allem in Overwatch sind die beiden Teams seit einigen Seasons die Powerhouses und treffen sich regelmäßig in wichtigen Playoff Matches. “Wir haben letzten Sommer das Double geholt. Jetzt haben sie das Triple geholt, da sehen wir uns natürlich im Zugzwang” sagt Adham dazu. Das gegenseitige Necken und der Konkurrenzkampf machen ihnen jedoch Spaß, weil es dem ganzen mehr Leben gebe.

Ausblick

“Wir hoffen, dass es noch mehr Hochschulgruppen geben wird, die den Weg gehen einen Verein zu gründen. […] Je mehr eSport Vereine es gibt, desto besser ist es für uns alle, desto weiter können wir den eSport voranbringen. Und desto besser ist es auch für die Uniliga, weil sie mit mehr Vereinen – hoffentlich – mehr Möglichkeiten hat. Shout out an alle Anderen. Ihr könnt es auch schaffen.” sagt Adham. Sponsoren seien generell sehr interessiert am Thema eSport. So könne man schnell gute Kooperationen schaffen, die einen durch die finanziell kritische Phase bringen, bis man sich von Mitgliedsbeiträgen tragen kann. Dafür müsse man aber bereits einige Strukturen aufgebaut haben. Die gute Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Hochschulen erleichtere das jedoch deutlich. “Das ist eines der Dinge, die ich an der Uniliga und generell auf Hochschulebene sehr wertschätze” lobt Adham. In Bezug auf die Schwierigkeiten und den Gegenwind, den der eSport bekommt, sagt er weiter: „Wir sind mehr oder weniger die erste Generation, die das betreibt, die das voran bringt. Das ist einfach so, dass da Probleme und Hürden sind, die man nehmen muss. Aber die Arbeit die wir jetzt machen, davon profitieren wir und die zukünftigen Generationen.“

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